Für die aktuelle Situation in Österreich sind viele unterschiedliche Szenarien vorstellbar und möglich. Doch der Verlauf der Ausbreitung wird nicht nur von den Gegenmaßnahmen, sondern auch maßgeblich vom Zufall beeinflusst. Grund dafür ist die Dunkelziffer, welche sich aus der Inkubationszeit ergibt (siehe weiter unten). Unsere Simulationen sind keine Zahlenprognosen sondern sollen dabei helfen Zusammenhänge besser zu verstehen.
Update 4.3.2020: Aufgrund von Zuschriften von Lesern des Standard-Artikels über unsere Computersimulation, wollen wir hiermit eine kurze Erläuterung ergänzen: Grundsätzlich handelt es sich - wie im Artikel beschrieben - bei den Ergebnissen nicht um die Vorausberechnung von Erkrankungszahlen. Das ist aus unterschiedlichen Gründen nicht möglich, worauf wir auch immer wieder hinweisen. In Vorträgen wollen wir mit den beiden Szenarien eher positiv zeigen, dass die aktuellen Maßnahmen PatientInnen zu Hause zu betreuen um die Ansteckungskette zu unterbrechen auch in unserer Simulation sehr erfolgreich ist. Die Zahl der Erkrankungen wird so auf 1/8 reduziert - also statt 100 Personen ohne schnelle Maßnahmen würden mit vernünftigen Maßnahmen nur ca. 12 krank werden. Wir werden das im Falle einer weiteren Veröffentlichung so anschreiben.
Zur Interpratation der Animation siehe Erläuterung zu den Animationen.
Wir haben zwei mögliche Szenarien für die weitere Ausbreitung in Österreich berechnet. In einem Fall bleibt der Ausbruch relativ schwach, da keine Ballungszentrum (z.B. Wien, Graz oder Linz) erreicht werden. Im zweiten werden auch die Ballungszentren erreicht und somit einige hunderttausend Personen. Beides sind keine Prognosen(!), man kann damit aber sehr gut lernen, verstehen und kommunizieren, welche Maßnahmen welche Auswirkungen haben und was das für z.b. die Krankenhausauslastung regional bedeutet. Und man kann laufend aktuelle Daten zum Covid-19 adaptieren und immer besser abbilden wie es vorangeht.
Szenario 1 - Schwache Ausbreitung
Szenario 2 - Ballungszentren werden erreicht
Dunkelziffer und Inkubationszeit
Auf Basis der laufend aktualisierten Daten der John Hopkins Universität ergeben sich auf Basis unseres Simulationsmodells aktuelle Schätzungen wie viele Erkrankte nicht bekannt sind (Dunkelziffer). Für die Region Hubei ergeben sich, dass ca.15 bis 30 Prozent der Erkrankungen nicht identifiziert werden. Dieser Effekt begünstigt die Nicht-Erkennung der Krankheit und ist mit ein Grund für die Einschleppung nach Italien und nach Österreich. Er ist auch der Grund warum die Epidemie nicht gänzlich aufzuhalten ist.
Wie stark der Effekt der Dunkelziffer ist, lässt sich mithilfe der Simulation berechnen. In der Abbildung ist der Verlauf der Fallzahlen in der chinesischen Provinz Hubei dargestellt. Orange sind die bestätigte Zahlen (mit einem Knick nach oben, als die Behörden die Berechnung adaptiert haben), rot sind die von uns berechneten, wahrscheinlichen Erkrankungszahlen. Hier zeigt unser Modell, dass aktuell knapp zehntausend EinwohnerInnen der Region noch gar nichts von Ihrer Erkrankung wissen und damit unbeabsichtigt zur Verbreitung des Virus beitragen. Dieser Inkubations-Effekt dürfte für die Nichtidentifikation des Patienten 0 in Italien der Grund sein bzw. auch der Grund warum die Epidemie nicht gänzlich aufzuhalten ist und voraussichtlich im Lauf der Woche in Österreich ankommt. Nichtsdestoweniger zeigen die Zahlen aber auch, dass auf Grund der Infektiosität (also wie aggressiv sich der Erreger ausbreitet), dass die Spitze in China bald erreicht ist.